Lange genug ist die Fliege deinem Vierbeiner buchstäblich auf der Nase herumgetanzt, doch mit einem Happs war Schluss mit lustig. Fliege gefressen, noch einmal genüsslich über die Schnauze geleckt und erleichtertes Aufatmen. Endlich wieder Ruhe. Sicher hat dein Hund schon öfter mal eine Fliege gesnackt oder womöglich sogar einen Grashüpfer erbeutet. Aber ist diese Ernährung eigentlich heute noch ethisch vertretbar? Es steckt doch immer noch ein klein bisschen Wolf in deiner Fellnase. Oder kann man einen Hund gesund und artgerecht ernähren, auch ohne die klassischen fleischlichen Proteine? Keine Bange: Du musst deinen Hund nicht zum Veganer umerziehen. Es gibt da aber eine echte Alternative in Form ausgerechnet einer Fliege oder eines Mehlwurms.
From Zero to Hero: Insekten auf dem Speiseplan
Schon seit einiger Zeit können Konsumenten in Europa ihren eigenen Speiseplan um Insekten wie den gelben Mehlwurm, die Hausgrille, die europäische Wanderheuschrecke und den Getreideschimmelkäfer etwa in Form von Pasta oder Proteinriegeln erweitern. Diese vier von weltweit mehr als 2.000 essbaren Insekten hat die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA offiziell auch für den europäischen Markt zugelassen. In vielen westlichen Industrienationen führt das zu kontroversen Diskussionen. Nach einer Umfrage des BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) nennen 46 % der Befragten „Ekel“ als individuelle Haupthürde für Insekten als Nahrungsquelle. 47 % der Befragten befürworten die Nutzung von Insekten als Lebensmittel für Menschen, 48 % sind dagegen. Allerdings stimmt auch: Zwei Milliarden Menschen weltweit verzehren nach Angaben der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) regelmäßig Insekten.
63 % der Befragten fänden Insekten als Tierfutter in Ordnung. Und nun Hand aufs Herz: Würde dein Hund die Nase rümpfen, wenn du ihm Futter auf Insektenbasis anbietest? Davon ist nicht auszugehen, denn auch dieses Futter überzeugt durch seinen leckeren Geschmack.
Insekten versorgen deinen Hund mit allen wichtigen Nährstoffen und essenziellen Aminosäuren, verfügen über einen hohen Protein- und Fettgehalt bei einem geringen Anteil an Kohlenhydraten und sind reich an ungesättigten Fettsäuren und Vitaminen. Deine Fellnase hat eine Unverträglichkeit? Dann ist insektenbasiertes Hundefutter möglicherweise eine Option. 80 % der Allergien bei Hunden richten sich gegen das Fleisch im verzehrfertigen Futter. Allergien gegen Insektenprotein sind dagegen noch weniger bekannt.
Eine echte Chance für umfassenden Tierschutz
Millionen Nutztiere, vor allem Rinder, Schweine und Hühner, leiden unter den Bedingungen der Fleischindustrie - insbesondere der Massentierhaltung. Menschen verzehren viel Fleisch, doch ein Hund frisst dreimal so viel Fleisch wie ein Mensch. Du und dein Vierbeiner müsst deshalb aber nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Im Gegenteil: Hier kommen die Insekten als eine echte, nachhaltige Alternative zu Fleisch aus Nutztieren in Spiel. Das zeigt allein schon die Tatsache, dass ihr essbarer Anteil mit durchschnittlich 80 % deutlich höher ist als zum Beispiel beim Rind mit 40 %. Frisst dein Hund mehr Insekten, gibt es zugleich weniger unverwertbare Schlachtabfälle. Darauf könnt ihr beide, du und dein Hund, euch ein High Five geben!
Worum geht's hier eigentlich? Kribbelt's schon?
Am häufigsten werden für die Produktion insektenbasierter Tiernahrung Larven der Schwarzen Soldatenfliege und Mehlwürmer verwendet. Ein guter Grund, uns diese Kandidaten einmal näher anzuschauen.
Gestatten? Hermetia Illucens …
Die Schwarze Soldatenfliege (Hermetia Illucens) überzeugt durch eine nachhaltige Produktion. In Züchtungen bekommen sie Futter in Form von Überproduktionen aus der Nahrungsindustrie und dem Lebensmittelhandel. Um ein Kilo Protein zu bekommen, gewinnt das Insekt auf jeden Fall etwa gegen das Huhn. Das Insekt benötigt bis dahin 2.300 Liter Wasser (Huhn: 34.000 Liter) und 18 m² Land (Huhn: 52 m²). Zudem sorgt die kurze Lebensdauer (Mastzeit dauert etwa eine Woche) für eine geringere bis nicht vorhandene Anfälligkeit für Krankheiten. Antibiotika sind in der Insektenzucht nicht nötig.
... und was ist mit Mehlwürmern?
Auch die Mehlwürmer eignen sich sehr gut als Proteinquelle im Hundefressnapf. Für die Erzeugung ist der Flächenbedarf überaus gering, denn auf einem Quadratmeter werden bis zu einer Tonne Insektenprotein pro Jahr erzeugt.
In vielen Regionen der Welt werden Mehlwürmer, Grillen und Wanderheuschrecken gebraten, gekocht und genossen. Für deinen Hund sind Insekten eine sehr wertvolle Nährstoffquelle. Ihre biologische Wertigkeit ist laut Bundeszentrum für Ernährung mit der von den üblichen tierischen Proteinen vergleichbar. Dein Hund kann Insekten einwandfrei verdauen und verwerten. Zusammengefasst kann man sagen: Der Fettgehalt liegt je nach Art bei 13 bis 33 Prozent, die gelieferten Ballaststoffe fördern eine gesunde Darmflora und manche Insekten versorgen deinen Vierbeiner mit Mikronährstoffen und Vitaminen. Teste es doch einfach selbst und vielleicht bevorzugt dein Hund bald „Fliegen statt Filet“!